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Feldenkrais im Unterricht

Unkonzentrierte Schüler*innen, unruhiger Unterricht, zähfließende Lernprozesse sind häufige Schwierigkeiten im Schulalltag.

Mit dem Projekt Feldenkrais im Schulunterricht wollen wir dazu beitragen, Kinder stark zu machen. Dafür ist es wichtig, dass sie lernen, ihren Wahrnehmungen und Empfindungen zu vertrauen, zu spüren was ihnen wichtig ist und Entscheidungen für sich selbst zu treffen.

Feldenkrais eröffnet die Möglichkeit, immer wenn es schwierig wird, auf ein Repertoire von Variationen zurückzugreifen. Statt Anstrengung oder sogar Gewalt wird es möglich, über die Schwelle des Schwierigen zu gehen, kreativ zu werden und zu fragen: was ist noch möglich? Durch die enge Verknüpfung von Bewegung, Wahrnehmung, Denken und Fühlen schafft Feldenkrais Situationen, die den natürlichen Lernprozessen des menschlichen Nervensystems entgegenkommen.

„Sich selbst zu erkennen, scheint mir das Wichtigste, was ein Mensch für sich tun kann.” – (Moshé Feldenkrais)

(Moshé Feldenkrais)

Wie können Schüler*innen und Lehrer*innen von der Feldenkrais®-Methode profitieren?

In den Feldenkrais®-Lektionen können die Schüler*innen und Lehrer*innen Erfahrungen mit ganz konkreten  Bewegungsaufgaben machen.

Schüler*innen und Lehrer*innen erhalten damit ein Werkzeug, um in verschiedenen Lebens- und Lernsituationen ihr Potenzial besser zu nutzen.

Bezogen auf den Körper:

  • Verbesserung von Beweglichkeit, Koordination und Haltung
  • Veränderung von Körperwahrnehmung und Körperbild
  • besserer Bezug zu Raum und Schwerkraft
  • mehr im Körper „zu Hause“ sein

Bezogen auf die Persönlichkeitsentwicklung:

  • für sich selbst spüren, was gut und möglich ist
  • lernen, den eigenen Wahrnehmungen und Einschätzungen zu trauen
  • Verbesserung der Konzentration und der Selbstkontrolle
  • Erweiterung des Selbstbildes

Die Resultate sind, dass Schüler*innen und Lehrer*innen sich selbst bewusster und aufmerksamer wahrnehmen. Das hat positive Auswirkungen auf den folgenden Unterricht.

Ebenso sind Schüler*innen und Lehrer*innen entspannter, sie lernen ihre eigenen Fortschritte zu erkennen und in verschiedene Richtungen zu denken. Denn die Lösung kommt von innen.

Schüler*innen mit Entwicklungsauffälligkeiten, Wahrnehmungsstörungen, motorischen Unsicherheiten und Schwierigkeiten in der Feinmotorik können von der Feldenkrais®-Methode besonders profitieren. Die angebotenen Bewegungselemente geben ihnen Gelegenheit, sich mit elementaren Entwicklungsaufgaben wie Balance, Aufrichtung im Feld der Schwerkraft oder Koordination von Hand und Augen auseinanderzusetzen. Die Hinführung zum achtsamen und respektvollen Umgang, mit sich selbst wie auch mit anderen, zieht sich als roter Faden durch alle Lektionen.

Wie genau soll das Projekt umgesetzt werden?

Ein- bis zweimal wöchentlich kommt der/die Feldenkraislehrer*in für eine bis zu zwanzigminütige Lektion in den Unterricht. Mit den Lektionen gestalten wir Lernangebote, die in reichhaltiger und vielfältiger Weise einen einladenden und auffordernden Charakter haben. Es wird ein Lernen aus eigener Initiative ermöglicht, bei dem sich alle Schüler*innen als motiviert, interessiert und konzentriert erleben können. Das stärkt das Selbstvertrauen und ist die beste Motivation für weiteres Lernen.

Konkret bedeutet das:

  • Die Feldenkraislehrer*in kommt ein- bis zweimal wöchentlich in den Unterricht und gibt zu Beginn der Stunde eine Feldenkrais®-Bewegungslektion (ca. 20 Minuten).
  • Die Fachlehrer*innen sind dabei anwesend.
  • Danach folgt der normale Fachunterricht, an dem die/der Feldenkraislehrer*in teilnimmt.
  • Fachlehrer*innen und Feldenkraislehrer*in stehen im engen Austausch.
  • Zielgruppe sind Schüler*innen im Grundschulalter

Vorbilder

Israel: Die Feldenkrais®-Methode als Lernwerkzeug im Unterricht

Dr. Eilat Almagor hat ein Konzept entwickelt, wie durch die Anwendung der Feldenkrais®-Methode “Awareness Through Movement®” (Bewusstheit durch Bewegung®) ein neuer Umgang mit den gelehrten Inhalten im Schulunterricht angeregt werden kann.

Beginnend mit einer Pilotstudie hat Dr. Eilat Almagor an einer Schule in Jerusalem mit Erst- und Zweitklässler*innen zweimal wöchentlich Feldenkrais-Erfahrungen gesammelt. Während dieser Bewegungseinheiten hatten die Schüler*innen die Gelegenheit zu erforschen, wie ihre Körper auf die Bewegungsanleitungen reagieren und zu erspüren, wie viele verschiedene Bewegungsvarianten zu jedem Zeitpunkt möglich sind.

Entgegen der allgemeinen Erwartungen war der Umfang des geschafften Lehrmaterials in den experimentellen Klassen größer, obwohl ein Teil der Zeit mit den Bewegungserfahrungen und nicht direkt mit dem Mathematikunterricht verbracht wurde.

Hier kann man sich ein Video über das Projekt ansehen (ca. 4 Minuten, englisch): (www.restalittle.com/about-eilat)

Mittlerweile besteht das Projekt seit über vier Jahren in Israel und es werden derzeit jährlich über dreißig Klassen in sechs Schulen durch ein Team von etwa zwanzig Feldenkrais-Lehrer*innen betreut. Sechs weitere Schulen haben Interesse gezeigt.